Die Bedeutung der tiefen Rumpfmuskulatur wird immer mehr erkannt und im Training berücksichtigt. Längst ist bekannt, dass es nicht ausreicht, nur die oberflächlichen, grossen Muskeln zu trainieren. Diese spielen zwar eine wichtige Rolle für Kraft und Ästhetik, sie bewegen und formen den Körper. Die Tiefenmuskulatur hat jedoch eine genauso wichtige Aufgabe: sie stabilisiert den Körper und schützt die Wirbelsäule.
Zu der stabilisierenden, skelettnahen Rumpfmuskulatur zählen die tiefen Rückenmuskeln sowie die tiefen Bauch- und Brustmuskeln. Von besonderer Wichtigkeit für die Gesundheit der Wirbelsäule ist die tiefe (autochtone) Rückenmuskulatur. Sie besteht aus einem System unzähliger kleiner Muskeln, welche die Dornfortsätze und Querfortsätze verbinden. Diese ermöglichen der Wirbelsäule Drehbewegungen. Gleichzeitig stabilisieren sie die einzelnen Wirbelkörper. Damit schützt die tiefe Rückenmuskulatur Bandscheiben und Wirbelgelenke vor zu grossen Hebelkräften und Beschädigungen.
Die tiefe Bauchmuskulatur bildet ein stabiles Zentrum, damit wir Arme und Beine frei bewegen können. Auch beim Gehen brauchen wir diese Muskeln, um uns auf natürliche Weise mit Spiralstabilisation vorwärts zu bewegen. Besonders deutlich wird dies, wenn man auf einem Seil balanciert. Eine hohe Aktivität dieser Muskeln ist auch gefordert, um im sicheren Stand reaktionsbereit zu sein, wie beispielsweise im Kampfsport. Beim Heben und Tragen von schweren Lasten ist eine gut ausgebildete Bauchmuskulatur in Verbindung mit der richtigen Hebetechnik unumgänglich. So wird das Gewicht gleichmässig verteilt und die Bandscheiben werden vor übermässigem Druck geschützt.
Bei vielen Menschen ist die tiefe Rumpfmuskulatur abgeschwächt. Durch Inaktivität und häufiges Sitzen bildet sie sich immer mehr zurück. Es fehlen die entsprechenden Reize, damit sie sich wieder neu aufbaut. Im herkömmlichen Krafttraining mit Geräten sowie bei zahlreichen Sportarten wird jedoch hauptsächlich die oberflächliche Muskulatur trainiert. Dadurch entsteht eine Dysbalance von kräftigen, tendenziell verkürzten Oberflächenmuskeln zu der schwachen Tiefenmuskulatur. Es werden schwere Hanteln gehoben und grosse Gewichte gestemmt, ohne ausreichende Stabilität der einzelnen Wirbelsegemente. Dies führt zu Degeneration und Rückenschäden.
Mit geeigneten Gleichgewichts- und Kräftigungsübungen auf instabilem Untergrund kann die segmentale Stabilität der Wirbelsäule gezielt verbessert werden. Die Koordination innerhalb eines Muskels und zwischen Muskeln wird auf diese Weise trainiert. Ziel des Unterrichts ist es, beispielsweise bei Gartenarbeiten oder beim Tragen von schweren Einkaufstaschen die vorhandene Muskulatur effektiv ansteuern und nutzen zu können. Das ist nicht selbstverständlich, denn der Alltag erfordert oft ganz spezifische Bewegungen. In meinem Unterricht lege ich besonderen Wert auf das Training dieser Fähigkeiten.