Der aufrechte Gang des Menschen ist in der Natur einzigartig. Um uns gegen die Schwerkraft aufzurichten, brauchen wir ein stabiles Grundgerüst: unser Skelett. Das Fundament der Körperstatik bildet das Becken. Darauf ruht die Wirbelsäule, verbunden über die Ilio-Sacral-Gelenke. Als zentrale Achse des Körpers ermöglicht sie uns Drehbewegungen sowie Beugung nach vorne und hinten. Beine und Füsse sorgen für sicheren Stand und Fortbewegung, Arme und Hände ermöglichen Handlungen jeder Art. Zuoberst balanciert der bis zu 5 Kilogramm schwere Kopf.
Die physiologische Haltung das Körpers ist nach allen Seiten perfekt ausbalanciert. Ohr, Hüftgelenke und Fussgelenke bilden von der Seitenansicht eine senkrechte Linie, das Lot. Die Wirbelsäule weist zwei Krümmungen nach hinten (Brust- und Sakralkyphose) sowie zwei Krümungen nach vorne (Hals- und Lendenlordose) auf. Von der Rückseite betrachtet, ist die Wirbelsäule eine gerade Linie. Schulter- und Beckengürtel sind in der Waagrechten, Ellenbogengelenke, Hände und Darmbeinstachel (Spina iliaca posterior superior) befinden sich beidseitig auf gleicher Höhe. Von der Vorderseite gesehen bildet sich zwischen Armen und Oberkörper das sog. Taillendreieck. Die Füsse stehen parallel und das Fussgewölbe ist gleichmässig ausgebildet.
Leichte Abweichungen von dieser idealen Haltung sind bei jedem Menschen festzustellen. Übersteigen sie jedoch ein gewisses Mass, führen solche Fehlhaltungen zu Beschwerden. Eine verschobene Beckenstatik zeigt sich beispielsweise als funktionelle Beinlängendifferenz. Im Liegen gemessen, sind die Fussgelenke relativ zueinander verschoben. Das Kreuzbein kippt ab und die Wirbelsäule gleicht dies durch eine doppelte Seitwärtskrümmung (funktionelle Skoliose) aus. Es entstehen Punktbelastungen an den Kniegelenken und Hüftgelenken. Bandscheiben und Wirbelgelenke werden einseitig belastet. Die Langzeitfolgen sind Degeneration und Schmerzen. Eine ausgeglichene Beckenstatik ist von grosser Wichtigkeit für die natürliche Haltung und Bewegungskoordination. Wenn sie gestört ist, durch einseitige Belastungen oder Stürze, sollte sie möglichst bald wieder korrigiert werden. Damit kann späteren Beschwerden und Folgeschäden effektiv vorgebeugt werden.
Fehlhaltungen können auch durch einseitige Lebensgewohnheiten entstehen. Durch häufiges vornüber gebeugtes Sitzen und fehlendes Aufrichten und Stretching verstärkt sich die Brustkyphose. Die Muskeln und Faszien der Rumpfvorderseite verkürzen, die Bauch- und Gesässmuskulatur wird schwach. Diese krumme Körperhaltung prägt sich mit fortschreitendem Alter immer mehr aus, bis das Gehen nur noch mit Gehhilfe möglich ist. Um den Blick nach vorne zu richten, muss der Kopf angehoben und die Halswirbelsäule stark nach hinten gebeugt werden. Dabei überlastet die Halsmuskulatur, die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns wird beeinträchtigt. Um dieser Tendenz entgegen zu wirken, braucht der Körper Dehnung der Rumpfvorderseite und Aktivität der spiralen Muskelketten beim Gehen. Am effektivsten kann dies mit spiraldynamischem Muskelkettentraining erreicht werden.